Einmal noch mit Abouna Frans auf einen Messir gehen. Dieser Wunsch kann nicht mehr in Erfüllung gehen. Heute lese ich in den Nachrichten, dass Frans van der Lugt, Abouna Frans, von jemandem erschossen wurde.
http://www.orf.at/#/stories/2225318/ http://www.spiegel.de/politik/ausland/nachruf-auf-pater-frans-aus-homs-in-syrien-ermordet-a-963113.html
6 Mal im Jahr gabs einen sogenannten "Messir", eine 3-Tageswanderung. (Das war im Jahr 2004. Ich weiß nicht, bis wann es die Messirs noch gegeben hat?) Man erfuhr vom Anfangs- und Endpunkt, meistens auf Busbahnhöfen und so ausgewählt, dass möglichst viele aus unterschiedlichen Teilen des Landes teilnehmen konnten. Es wurden immer ein oder zwei Sehenswürdigkeiten ausgesucht, die auf der Strecke lagen, und mit Schulen Vereinbarungen zwecks Übernachtung getroffen. Eingeladen waren alle, Christen, Muslime, Drusen, Alewiten, Juden. Es gab keine christliche Messe, sondern es gab eine Fragestellung, die in Gruppen von ca. 6-8 Leuten zu diskutieren war. Man wurde zu Beginn einer Gruppe zugeteilt, mit der man in jedem Fall gemeinsam gegessen hatte. Aber eigentlich war alles ein herrliches Durcheinander und es gab außer Gehen kein Programm. So wurden Neulinge wie ich recht rasch in die illustre Messir-Gesellschaft aufgenommen. Abuna Frans hat sich immer als letzter, meist an die zugigste, ungemütlichste Stelle auf seine Matte zum Schlafen gelegt und war zufrieden.
Es war ihm das wichtigste, mit den Einheimischen am Weg in Kontakt zu kommen und hat sich oft mit einer Schar Kindern ernsthaft unterhalten.
Es war ein unvergleichlich. Eine intelligente Antwort von AbuFrans auf mehrere Fragen: Wie kann man öffentlichen Raum schaffen? Wie kann man eine freie Gesellschaft (aus)üben? Wie können SyrerInnen Syriens Schönheit erfahren und ihr eigenes Land lieben? Die Messirs waren eine gestattete, wenig überwachte Veranstaltung. Es war irgendwas zwischen Jungscharlager, Rockkonzert und Philosophicum. Ich hatte den Eindruck, es gab Menschen, die lebten von Messir zu Messir. Es war ihre einzige Perspektive.
Ich bin sehr traurig, erschüttert.
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