Bericht aus einem Hammam
 
Dieses Bad hat offenbar noch keine Touristen gesehen, durch einen dunkelroten Teppeichfetzen linkerhand fuehren ein paar Stufen hinunter, nichts deutet auf ein Hammam. Ich habe das Hammam im Lonely Planet gefunden, es war das einzige, das tagelich fixe Zeiten fuer Frauen hat.
Ich stehe im Eingang, zwei Frauen spielen Karten, trinken Tee & rauchen, sie sagen ja, OK, ich kann reinkommen. Dann gehts los, ich lege ab, sie gibt mir Schlapfen, bugsiert mich dann durch einen Gang und schubst mich rechts in einen stockdunklen Backofen. Ich kann das zuerst nicht glauben, aber gerade als ich wieder fluechten will gewoehnen sich die Augen genug um eine geflieste Bank und eine kleine Nische zu erkennen. Nach und nach wirds wirklich hell, die paar kleinen Loecher tuns auch, das gleiche Erlebnis wie in Palmyra, wo ein kleinster Schlitz genuegt um den Innenraum hell zu machen. Nach ein paar Minuten kommt eine Frau, zuerst glaube ich, es faellt ihr das Gebiss heraus obwohl sie jung ist, dann sehe ich dass sie das Zahnfleisch mit einer Art Wachs bearbeitet. Oder die Zaehne? Nach 15 Minuten finde ich es ist genug und nachdem mir keiner erklaert hat wies eigentlich weiter geht gehe ich in den naechste Raum.
Da liegt zur linken ein Walross mit dem Gesicht nach unten, umgeben von 5 Maedchen. Das kleinste schrubbt ein bissl den Ruecken der Mama, die grunzt hin und wieder.
In der Mitte sitzt die Schrubberinm die gerade jemanden bearbeitet und deutet mir, mich auf die geflieste Bank zu setzen. Dann passiert nichts ausser dass die Damen auf der anderen Seite auf mich aufmerksam werden und anfangen, irgendwelche Sachen zu sagen, in Gelaechter auszubreche, ich verstehe natuerlich nix. Die ganze Zeit ueber schoepfen die Frauen mit einem Plastikschuesserl aus den alten Steinbecken warmes Wasser und schuetten sichs entweder selber oder wem anderen drueber. Jetzt glaube ich schon, dass ich zum Schrubben drankomme, da kommt die eine, die eh schon das Theater gemacht hat und sagt jetzt kommt sie, immerhin ist sie schwanger. Ok, natuerlich, kein Problem. Jetzt wird mir langsam kalt. Das Walross ist inzwischen aufgewacht. Sie hat die Situation beobachtet und winkt mich zu sich, sagt, sie wird mir den Ruecken schrubben. Ich hab natuerlich keine Utensilien und sie macht jetzt eine Witz: soll sie mich vielleicht mit ihrem eigenen Koerper abschrubben, oder wie? Und dabei stuerzt sie sich halb ueber mich und macht so tanzende Bewegungen. Mittlerweile bricht alles in grosses Gelaechter aus. Ich verdrehe die Augen und lache halt mit.
Jetzt versucht Walroesschen einen Konversation. Geht einigermassen. Immerhin verstehe ich dass das ihre 5 Toechter sind und Nr 6, ein Soehnchen -Aham Dulillah - zu Hause ist. (Ich hoere am Abend von Micheline, der anderen Mitbewohnerin bei Umm Selim, aus Tartus stammend, dass eine Tante von ihr 8 Toechter warten musste, bis der Sohn gekommen ist) Inzwischen liegt schon wieder eine andere Frau unter der Schrubberin, die aber offensichtlich nicht schwanger ist. Jetzt "bin ich echt sauer" und sage der Schrubberin, dass ich jetzt gehe wenn sie mich nicht sofort drannimmt, ich muss in meine Unterrichtsstunde. Inzwischen fuehrt die halb-verrueckte Schwangere einen Tanz auf, singt oder so was aehnliches, zeigt allen dass sie voellig haarlos ist und unterhaelt das ganze Hammam.
Ja, so ist mein Bericht aus dem Hammam, weiters war nicht viel los, ich bin dann schlussendlich geschrubbt worden, bei weitem nicht so drahtwaschelig wie das in meinem Lonely Planet dringestanden ist, eher harmlos, aber doch sehr angenehm.
Gelernt habe ich:
Mitzubringen sind
* Unter- bzw. Badehose, am besten nicht durchscheinend wenn sie nass wird damit nicht irgendwelche rabiaten Weiber dann anfangen die ganze Sache unter die Lupe zu nehmen.
* Eigene Waschutensilien, damit die Wartezeit gut genuetzt werden kann.
Ausserdem muss man darauf eingestellt sein, dass viel ueber einen gelacht wird - das kann lustig sein aber auch muehsam, am besten man stellt sich auf lustig ein.

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