10 Nov. 10; 14:32
Das bemerkenswerte Presse Interview mit Kadri Ecved Tezcan
 

Als ich das Presse Interview (Christian Ultsch) mit Kadri Ecved Tezcan gelesen habe, habe ich mich gefreut, dass es so gedruckt worden ist. Mir haben nicht alle Aussagen gefallen (zu viel "Wir "und "Ihr" und" "Die da"), aber die Offenheit, mit der gesprochen wurde, von beiden Seiten, fand ich erfrischend.

 

Jetzt frage ich mich: Kann ein Diplomat auch mal als Mensch sprechen, oder ist das einfach nicht möglich? Die Presse hat ausdrücklich vorgezogen, dem Menschen Kadri Ecved Tezcan zuzuhören.

 

"Kadri Ecved Tezcan: Wollen Sie, dass ich im Interview als Diplomat antworte, was langweilig wird? Oder soll ich als jemand antworten, der seit einem Jahr in Wien lebt und viele Kontakte zu den 250.000 Türken hier hat?

 Ich ziehe die zweite Variante vor. Was läuft bei der Integration der Türken in Österreich falsch?"

 

Ist das einfach nur unprofessionell oder geht das in Richtung Web3.0 statt Web2.0 (Otto Scharmer): Zur eigenen Meinung stehen statt uniforme Interessensvertretung.

 

Auch wie Fleischhacker den Regelverstoß kommentiert ist frisch.

 

Wer soll sagen, wer die richtigen und die falschen Zuwanderer sind, und was ist das "Richtige"? Ist es ein zulässiger Wunsch, sich die richtigen Zuwanderer zu wünschen?

 

Am beeindruckendsten fand ich die Aussage von Tezcan, dass er seit einem Jahr in Österreich lebt und erst einmal, letzte Woche, zu einer österreichische Familie nach Hause eingeladen wurde, und das nicht in Wien. Das kann ich mir fast nicht vorstellen.

 

"Was hatten Sie für Erfahrungen mit österreichischer Gastfreundschaft?

Ich bin seit einem Jahr hier. Ich war nur einmal in das Haus einer österreichischen Familie eingeladen, vergangenes Wochenende in Krems. Es ist ein großer Unterschied zwischen Wien und dem Rest Österreichs. Wenn ich Wien verlasse, sind alle gastfreundlicher.

Es hat Sie niemand aus dem Außenamt zu sich nach Hause eingeladen?

Nein. Aber das macht nichts. Es laden mich so viele Türken ein.

Sie spiegeln sozusagen das Integrationsproblem auf höherem Niveau wider."

 

Gibt es niemanden, der auf so was schaut? Ich dachte, es geht in diesem Beruf darum, diese semi-beruflich-privaten Netzwerke aufzubauen. Hmmm.

 

Ich denke mir noch, das wäre eine gute Chance für die Abteilung für Migration, interkulturelle Bildung und Sprachenpolitik  (jetzt heisst sie anders) in Kontakt zu kommen und konkrete Ideen auszuarbeiten... Wäre schön gewesen, wenn auf der Plattform "Eltern als Bildungspartner" so offen gesprochen worden wäre.